Von Ende September bis Mitte Oktober haben sechs Teammitglieder unseren Bauern Panos in Griechenland besucht.
Die Reise war auf so vielen Ebenen toll und unvergesslich. Wir haben unseren Bauern erstmals persönlich kennen lernen können, sehen können wie er lebt und arbeitet und aus erster Hand erfahren, welche Probleme es zu bewältigen gilt. Auch wenn wir uns alle schon vorher mit Olivenöl und Olivenanbau beschäftigt haben, ist das neu gewonnene Wissen von unschätzbarem Wert für die weitere Projektarbeit. Wir konnten nicht nur selbst ernten und sehen wie die Oliven zu Öl gepresst werden, sondern auch Kontakte zu Leuten knüpfen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen mit Olivenöl zu tun haben. Die Visionen, die uns in Gesprächen präsentiert wurden, waren horizonterweiternd und haben Mut gemacht. Nicht zuletzt sind wir auch als Team zusammengewachsen und konnten konzentriert am Projekt weiterarbeiten.

Panos Felder
Panos Felder liegen auf dem Kap Akritas, einer sehr trockenen Region im Süden der Peleponnes. Die Haine haben Hanglage mit direktem Blick auf das offene Meer. Da die Haine mit unserem Mietauto nicht so leicht zu erreichen waren, hat uns Panos auf der Ladefläche seines Pick-ups mitgenommen. Stolz zeigte er uns an unterschiedlichen Stellen die aufgebaute Humusschicht und erläuterte uns seine Probleme mit der richtigen Bewässerung. Durch die Hanglage kommt es zu einem starken Oberflächenabfluss und es gibt kaum Möglichkeiten das Wasser kontrolliert ins Erdreich zu führen. Hinzu kommt die große Trockenheit des Gebietes, sodass es essenziell ist, die wenigen Starkregenereignisse im Laufe des Jahres möglichst effektiv zu nutzen. Panos nächstes Großprojekt wird deshalb ein Bewässerungssystem zum Auffangen und Verteilen des Regenwassers sein.
Eine weitere Investition, die Panos in naher Zukunft tätigen will, ist der Bau einer Ölmühle. Eine eigene Mühle, welche er nahe an seinen Feldern errichten lassen will, hätte den Vorteil, dass er unabhängig von den Öffnungszeiten der kommunalen Ölmühlen wird, da zum Zeitpunkt seines Erntebeginns sich viele Mühlen noch im Reinigungsprozess befinden. Zudem verspricht er sich Qualitätsgewinne, da der Weg der Ware kürzer wäre und er den Pressvorgang genau auf seine Oliven und die gewünschte Qualität abstimmen kann. Wir haben vor ihn bei diesen Investitionen zu unterstützen.
Zwei Tage später, nahm uns Panos abends mit zu einem anderen Stück seines Landes. Weitgehend unbewirtschaftet, hat sich hier ein Wald gebildet, ein kleines Ökosystem innerhalb der vielen umliegenden Monokulturen. Auch ein 500 Jahre alter Olivenbaum hat hier seine Wurzeln geschlagen. Panos liebt dieses kleine, wilde Stück Land und hat sich bewusst gegen eine Bewirtschaftung und gegen einen Verkauf entschieden.



Die Ernte
Am 09. Oktober war es soweit. Früh morgens erreichte uns die Nachricht, dass heute die Ernte losgeht. Panos startet im Verhältnis zu anderen Bauern sehr früh mit der Ernte, da der Polyphenolgehalt in den Oliven dann noch besonders hoch ist. Dass er mit uns allerdings schon Anfang Oktober aufs Feld zum Ernten geht, war eher mit seinem Wunsch verbunden, uns seine Arbeit auch praktisch näher zu bringen. Panos hat uns in die einzelnen Schritte der Ernte eingeführt, bevor wir selbst Hand anlegen durften. Während Panos die Bäume geschnitten hat, haben wir die Oliven mit manuellen Rüttlern von den Bäumen geholt, von Blättern befreit und in Kisten gepackt. Bei sommerlichen Temperaturen haben wir so bis zum frühen Nachmittag 13 Bäume geerntet. Natürlich waren wir nicht ansatzweise so schnell, wie gelernte Arbeiter, die mit den Vorgängen vertraut sind, aber wir haben ein gutes Gefühl für die Arbeit und die einzelnen Ernteschritte bekommen.
Besuch der Olivenölmühle
Im Anschluss an die Ernte, nahm uns Panos mit zu einer biologisch zertifizierten Ölmühle im Nachbarort. Die von uns geernteten Oliven kamen auf ein Förderband, wurden mit einem Gebläse von den restlichen Blättern befreit und gewaschen. Anschließend wurden die Oliven zerkleinert. Die entstandene Olivenpaste wurde dann in einem Zylinder mit großen Knethaken auf Anweisung von Panos nur circa 30 Minuten gewendet, bis sich auf der Olivenpaste, der sogenannten Maische, ein Ölfilm gebildet hat. Dieser Vorgang findet bei Temperaturen unter 27°C statt, damit die gesundheitsfördernden Polyphenole erhalten bleiben und die Qualität nicht gemildert wird. Deshalb spricht man auch von „kaltextrahiertem Olivenöl“. Die Paste wurde daraufhin in einer Zentrifuge geschleudert, damit sich das entstandene Öl von den übrigen festen Bestandteilen in der Maische und dem Wasser trennt. Das so gewonnene Olivenöl wird anschließend in einem letzten Schritt nochmals mit Wasser gewaschen und durch mehrere grobe Metallsieb geleitet. Nach dem Wiegen wurde das Öl einem Säuretest unterzogen. Dieser ersetzt keinesfalls die nötigen Labortests, sondern dient lediglich als Orientierung für die Bauern und den Besitzer der Mühle. Anschließend wurde das Öl in Kanister abgefüllt. Einen solchen Kanister durften wir zum Geschmackstest mitnehmen. Es war großartig die Produktion vom Baum bis zum fertigen Öl mitverfolgen zu können und zu dem einzigartigen Geschmackserlebnis kam eine ganz neue Art der Wertschätzung dieses Produktes hinzu.


Die Projektarbeit vor Ort
An den meisten Vormittagen haben wir am Projekt gearbeitet und dafür auch öfters unsere beiden Teammitglieder, die in Deutschland geblieben sind, dazugeschaltet. Neben Konzept- und Prozessoptimierungen, haben wir Gespräche mit Panos vorbereitet und viele Bilder von den Hainen, der Ernte und der Landschaft gemacht. Dafür waren wir zweimal, noch vor Sonnenaufgang, auf Panos Olivenhain, um die schöne Stimmung im Morgenlicht einzufangen. Darüber hinaus haben wir ein Interview mit Panos und seiner Frau Vicky aufgenommen, welches in naher Zukunft veröffentlicht wird. In Kalamata haben wir darüber hinaus 250ml Probekanister besorgt, sowie eine Großbestellung an Kanistern in Auftrag gegeben, in die das Öl dieser Ernte abgefüllt wird.
Besuch beim Biozyklisch-veganen Netzwerk
Zum Zeitpunkt unseres Besuches hat unser Teammitglied Jan bei der SoLaWi „PlantAge Farm“ ein Praktikum gemacht. Die Farm hat sich dem Konzept der biozyklisch-veganen Landwirtschaft verschrieben. Ein zukünftiger Partner, der deutsche Kunden bald mit südländischen Spezialitäten aus biozyklisch-veganen Anbau versorgen könnte, hat seinen Sitz in Kalamata, sodass sich ein Besuch anbot. Johannes, der Mitgründer des Biozyklisch-Veganen Netzwerks, betreibt selbst eine Humusfarm und verdeutlichte uns das Potenzial kompostierter organischer Materialien für die Landwirtschaft. Mit ihm kamen wir nicht nur ins Gespräch über das Konzept des biozyklischen-veganen Anbaus, sondern auch über unser Projekt. Mit unseren ähnlichen Visionen, unseren unterschiedlichen Erfahrungen und seiner lokalen Expertise entstand ein fruchtbarer Austausch. Er nahm uns mit zu einem seiner Partnerbauern, der das erste Ingwerfeld auf europäischen Boden bewirtschaftet. Nach unserer Bitte fuhr er mit uns nachmittags nach Pylos zu seinem Olivenbauern. Dort zeigte er uns die Haine und die Ölmühle. Besonders spannend war die Mühle. Da der allgemeine Erntebeginn näher rückte, befand sie sich in der Reinigung und Wartung, sodass man in die offenen Maschinen schauen konnte. Den Abend ließen wir alle gemeinsam bei interessanten Gesprächen in einer lokalen Taverne ausklingen. Der Tag hat uns nicht nur neue Horizonte der biozyklischen-veganen Landwirtschaft eröffnet, sondern uns auch viel Input und neue Ideen für unser Projekt gegeben.


Inspirierende Begegnungen
Am 12. Oktober waren wir in Kalamata mit Panagiotis Katsaris vom Ölinstitut verabredet. Mit Panagiotis stehen wir bereits seit Beginn des Projektes in Kontakt. Er erzählte uns viel zu den staatlichen Testverfahren und zu den zahlreichen Problemen, mit denen die griechischen Olivenbauern im Zuge des Klimawandels und der drückenden Marktpreise konfrontiert sind. Er bestärkte uns in unserer Unternehmung und unserer Vision Olivenanbau sowohl sozial, ökologisch als auch wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten.
Zum Mittagessen haben wir uns mit Velissari Veloudo, einer Lebensmitteltechnikerin und Ölexpertin, getroffen, die in einem wissenschaftlichen Panel der organoleptischen Prüfung von Olivenöl sitzt und auch Panos Olivenöl testet. Sie zeigte uns, woran man hochqualitatives Olivenöl geschmacklich erkennt. Der Geruch des Öls sollte fruchtig sein, am Gaumen sollte es einen bitteren Geschmack hinterlassen und im Abgang sollte man eine gewisse Schärfe im Rachenbereich spüren.
Freizeit
Den größten Teil unserer Freizeit verbrachten wir an einem der zahlreichen nahegelegenen Strände. Die sommerlichen Temperaturen und die warme Wassertemperatur des Mittelmeeres waren optimal zum Schwimmen. Am Strand spielten wir Spikeball und genossen den griechischen Spätsommer in vollen Zügen. Da wir vormittags meistens am Projekt gearbeitet haben, war es toll nachmittags die Seele baumeln lassen zu können. An einem Abend haben wir unser Abendessen kurzerhand an den Strand verlegt. Im Dunkeln lauschten wir dem Meer und genossen den sich uns bietenden Sternenhimmel. Fluoreszierendes Plankton in der Brandung verlieh dem Abend ein schon fast magisches Ambiente.
Auch einen kleinen Ausflug zu den Polylimnio Wasserfällen gönnten wir uns. In den Wasserbecken ließ es sich hervorragend schwimmen und so erfrischten wir uns ausnahmsweise mal im Süßwasser.


Die Reise
Die Umwelt soweit es geht zu schonen, ist uns nicht nur bei unserem Olivenöl und den Prozessabläufen wichtig, sondern auch bei unserem Handeln. So haben wir uns bei unserer Reise nicht für den bequemen Flug, sondern für den Landweg entschieden. Am 29. September ging es früh morgens von Hamburg aus los in Richtung München. Als 6er Team stiegen wir mit unseren Interrailtickets in einen Direktzug nach Bologna. Im Dunkeln fanden wir unser Appartement und bereicherten uns an der einfachen lokalen Küche um die Ecke. Nach einer kurzen Erkundungstour um den Block, fielen wir in unsere Betten. So schön Bologna auch ist, schon am nächsten Morgen mussten wir weiter in Richtung Griechenland. In einem Schnellzug ging es nach Bari, wo wir abends die Fähre bestiegen. Nach einer überraschend angenehmen Nacht auf der Fähre, kamen wir mittags ausgeschlafen in Patras an. Nachdem das Mietauto ausgeliehen war, machten wir uns auf den Weg in den Süden der Peleponnes. In Vasilitisi, einem kleinen Dorf an der Südspitze (am Kap Akritas), holte uns Panos, unser Bauer, ab und zeigte uns unser Appartement für die nächsten zwei Wochen.
Nach zwei Wochen hieß es für uns am 14. Oktober Abschied nehmen von dem liebgewordenen Ort Vasilitsi. Mit dem Auto ging es zurück in den Norden der Peleponnes, nach Patras. Abends gingen wir an Bord der Fähre, die uns nach Italien brachte. Nachdem wir mit zwei Stunden Verspätung gut in Bari angekommen waren, machten wir uns mit dem Zug auf nach Bologna, wo wir abends ein kleines Appartement bezogen. Um der Reise die Länge zu nehmen und um die schöne Stadt auch bei Tageslicht würdigen zu können, verbrachten wir einen Tag in Bologna. Morgens ging es dann von Bologna zurück nach Deutschland, wo wir am 17. Oktober müde, aber wohlbehalten spätabends in Lüneburg ankamen.